A notebook

Writing #AprilKink

[CN Kink/BDSM, Sex]

Ein Rückblick auf diese tolle Schreibaktion im April.

Ich schreibe schon eine ganze Weile. Ich schreibe auch nicht ausschließlich Blogartikel – ich schreibe auch Prosa, seit ich denken kann. Manchmal geht es doch etwas in Richtung Fanfictions, manchmal wächst auch dieser Berg Prosa in meiner Schublade, den ich so schnell wahrscheinlich niemandem außer ein paar wenigen Menschen in meinem direkten Umfeld zeigen werde. Aber ich hatte mich schon länger nicht mehr an kurzen Formen versucht, als mir dieses spannende Zeug über die #AprilKink-Aktion in die Timeline auf Twitter gespült wurde. Und außerdem hatte ich auch lange nicht mehr geschrieben – aber das wollen mir mal kurz vernachlässigen. Na ja. Auf jeden Fall war der Gedanke, selbst mitzumachen, eben nicht sofort da.

Aber er entstand relativ schnell. Nicht, weil ich mich schuldig mir selbst gegenüber fühlte – vielmehr, weil ich das awesome Gefühl hatte, da würde etwas entstehen, was eigentlich genau mein Ding war. Schreiben, Kink, queere Figuren? Das war nicht nur etwas, das mich ansprach: als (theoretisch) schreibende (denn es machte immer noch einen Teil meiner Identität aus) queere Person mit queeren (Spiel-)Partner*innen, mit denen sie kinky Erfahrungen gemacht hat. Es war auch etwas, das mir das Gefühl gab, eine relativ einmalige Kombination zu sein, die ich so nicht so schnell wieder finden würde.

Also stürzte ich mich hinein – mehr so ein bisschen aus Versehen, als jemand mit Connections meinen jammernden, überlegenden Tweet auf meinem Dark las. Und plötzlich hatte ich einen Account auf diesem großen Blog und… actually einen Ort für Content. Und dann stand dem Schreiben eigentlich nichts mehr im Wege – bis mir auffiel, dass es eigentlich einen guten Grund gab, weshalb ich immer noch Hemmungen hatte.

Schreiben über Kink

Schreiben über Kink war nämlich doch ein bisschen anders als das, was ich bisher so gemacht hatte. Ich hatte Roman-Entwürfe geschrieben, Kurzgeschichten aller Art auch schon – nur hatte ich diesen coolen Porn unter den Fanfictions bisher immer nur gelesen (und die Autor*innen mit Ehrfurcht betrachtet, denn Oh mein Gott, die können so ein Zeug schreiben, und es hört sich so gut an!). Ich hatte keinen einzigen bisherigen Schreibversuch vorzuweisen, auch wenn ich immer gern Ausflüge in andere Genres unternommen hatte. Und dieser anfängliche coole Gedanke, genau dann wäre es ja ein cooles Experiment – der hielt sich eben auch nicht lange.  Einfach scary halt.

Manche Menschen, die mich in diesem Real Life kennen, mag das verwundern: Ich brauchte Jahre, um zu lernen, über Kink zu reden. Ich bin auf meinen ersten Stammtischen fast im Erdboden versunken – verdammt, ich bin actually beim Lesen meiner ersten kink fics fast im Erdboden versunken. Und jetzt wollte ich auch noch Leute lesen lassen, was ich darüber schrieb? Es gab einen ziemlichen Einschlag von „Was hast du dir eigentlich dabei gedacht“. Und dann fiel mir wieder ein, was ich denn eigentlich wollte: Erfahrungen sammeln, dieses Schreiben als Experiment betrachten – und mir endlich beibringen, auch über diese Aspekte meines Lebens coole Fiktion schreiben zu können. Denn klar war, dass es davon zu wenig gab, zumindest mit konsensuellem und okay dargestelltem Inhalt, gerade auch mit einem Cast, der nicht ausschließlich hetero und cis war. Es gab vermutlich Leute, die das lesen wollten.

Ich fing an zu schreiben. Und es fiel mir schwer.  So verdammt schwer. Ich brauchte unglaublich lange für die ersten Stories. Doch es war ein wunderbares Gefühl, all diese Gefühle in Worte zu fassen, in Fiktion – denn ja, mein Tagebuch und manche Menschen kannten bereits Worte, die ich für all diese Dinge hatte. Sie in Fiktion auszudrücken, war anders – und auf eine gewisse Art noch cooler.

Erfahrungen und Fiktion

Erst recht spät ist mir ein weiterer Aspekt aufgefallen, der das Schreiben für mich erschwert hat. Lange habe ich die Möglichkeit davon, echte Erfahrungen in Fiktion einzubauen, als awesome gesehen – das war auch eine der Motivationen dahinter, mich an der #AprilKink-Aktion zu beteiligen. Aber selbst Erlebtes einfach nachzuerzählen, funktionierte nicht. Ich brauchte eine Weile, um meinen idealen Weg zwischen Realität und völliger Fiktion zu finden, ich habe beides ausprobiert (wenn auch Ersteres nicht veröffentlicht) – und es hat mir auch noch einmal gezeigt, wie cool es ist, solche Erlebnisse zumindest fiktive inspirieren zu lassen, und sie damit in Teilen auch mit der Welt zu teilen. Und eben auch, echte Repräsentation selbst betroffener, echter kinky Menschen, daraus zu machen.

Es ist ein gutes Gefühl, sagen zu können, dass ich bei den meisten Stories sehr sicher bin, dass Dinge zumindest für manche Menschen so funktionieren. Weil ich eben einer davon bin. Das ist innerhalb der Community von kink schreibenden Menschen so wichtig, weil viele (cis hetero Menschen) einfach so ins Nichts oder in ihre Fantasie hinein schreiben. Ich mag so etwas auch – dann, wenn es als unrealistische Fantasie gekennzeichnet ist. Denn ich glaube, wir sollten nicht überschätzen, für wie viele von den neuen, jungen Menschen, die auf dem Weg dazu sind, kinky zu werden, das eine Einstiegsdroge ist. Zumindest bin ich eine davon.

Öffentlichkeit und Kink-Bekenntnisse

Ich hatte eine Sache bei diesem ganzen Plan nicht so beachtet: Mein Twitter-Account war größer, als ich dachte. Keinen eigenen Account dafür anzulegen, war eine schnell getroffene Entscheidung – aber als ich dann mitten im April auf einer größeren Veranstaltung war und Menschen dieses Twitter-Handle gegeben hatte, war der nächste Upload plötzlich gar nicht mehr so nebensächlich wie die davor. Auf einmal wusste ich genau, wer von mir wissen würde, dass ich kinky bin – nicht nur random Menschen in diesem Internet, die ich ja vorher ohnehin noch nice im Real Life gesehen hatte oder die mir aus genau diesem Abstand so gut ans Herz wachsen konnten (und denen ich deswegen auch einfach mehr vertraut habe, ganze abgesehen von denen, die ohnehin selbst kinky waren).

Dadurch wurde der #AprilKink für mich zu einer Aufgabe – selbst damit klarkommen, dass das jetzt doch mehr Menschen wissen, einen Plan dafür entwickeln, dass Menschen irgendwann mal meinen Klarnamen hiermit in Verbindung bringen könnten – und mir weiter überlegen, ob das eigentlich so schlimm wäre. Denn ja, ich bin auf dem Weg in eine Karriere, in der das wirklich, wirklich ein Problem wäre. Aber die Arbeitsplätze da sind sowieso ein Desaster. Und irgendwann bin ich ohnehin wieder bei der Frage, ob ich in solchen Umfeldern (die negative Konsequenzen aus so etwas ziehen) überhaupt arbeiten wollen würde.

Also: Der #AprilKink hat mir extrem viel beigebacht. Über mein Denken, über mein Schreiben, über meine Außenwirkung und über mich selbst. Und ich hoffe, dass gerade die Storys mit abgebrochenen Szenen und Dingen, die falsch laufen und dann doch irgendwie okay sind, weil die Figuren füreinander da sind, irgendwann mal Menschen helfen, die diesen Content sonst entweder gar nicht gefunden hätten oder ihn aus einer riesigen Basis auf großen Portalen hätten suchen müssen.

Ich glaube, ich mache auch zum #Kinktober wieder Dinge^^