A person wearing a hooded jacket, surrounded by smoke

Month of May

Der 1. Mai, Demos und die Frage danach, wie ich links sein will.

[CN Cops, Gewalt durch Cops]

Gestern war wieder einmal der 1. Mai. Alles voll von verschiedenen Aufrufen im Vorfeld, alles verschiedene Schwerpunkte, mehr Krawall, weniger, mehr Satire, mehr Sommerfest, mehr Blockade. Und in all dem kam, wie immer, die Frage danach auf, wo ich dann hingehen will und wie ich mich da sehe: Wie ich eigentlich links sein will (und ich meine nicht die Frage danach, wie links ich sein will).

Dadurch, dass ich gerade keine feste Bezugsgruppe mehr habe, wird das noch komplizierter, denn wirklich in die ersten Reihen von so einer revolutionären Demo oder einer Blockade will ich allein nicht. Dann wurde ich noch auf meinem Weg von der Haustür zur U-Bahn von Cops getackelt, weil ich gerannt bin, als lauter Wannen auf mich zu fuhren („Missverständnis“, meh, Austausch von keine Aktion wegen verdächtigem Verhalten gegen keine Beschwerde wegen der miesen Aktion, dies, das). Lauter Hin und Her in meinem Kopf – vor allem auch deshalb, weil mir dieses Mal besonders viel reflektierender Content in die Timelines und ins Umfeld gespült wurde.

Wie kann ich links demonstrieren, wenn ich dabei ein Trümmerfeld hinterlasse, das mies bezahlte Arbeitende aus der Unterschicht, oft nicht weiß, aufräumen müssen? Wie kann ich dafür sorgen, dass ich meine Aktionen so gestalte, dass möglichst viele Menschen daran teilnehmen können – auch die, die Care Arbeit zu leisten haben, die vielleicht keinen Lärm oder kein ewiges Laufen und Rennen abkönnen und dem revolutionäreren Protest aus Gründen fernbleiben?

Ein Anfang

Nicht alle Fragen haben sich geklärt. Ich habe mich für die revolutionäre Demo entschieden, mir wurde eine Gruppe angeboten, ich habe sie genommen, aber keine krassen Dinge getan. Mal wieder eine Laufdemo in einem solchen Setting war ungewohnt, aber zumindest war ich draußen. Oder so. Aber das Stadtfest wäre Gentrifizierung pur gewesen und halt wieder nur Ausbeutung. Nazis blockieren ohne Leute ging nicht. Gewerkschafts-Demos sind jetzt auch nicht so meins. Ach, verdammt.

Fazit: Vielleicht kann mensch es nicht so ganz richtig machen. Zumindest jetzt. Vielleicht sollte ich jetzt einfach mal einmal im Leben früh genug anfangen und Leute nerven, die Demos nächstes Jahr besser zu machen: Mehr Auswege anbieten für die, die sich sonst nicht hintrauen. Mehr Aufklärung darüber, dass Eigentum zerstören vielleicht nur dann wirklich cool ist, wenn das auch sichtbar teuer ist. Mehr Parallelveranstaltungen, damit auch die Menschen, die aus Gründen auf keinen krassen Protest gehen auch einen coolen Ort haben, der politischer ist als ein gottverdammtes Bürgi-Stadtteilfest.

Denn ich glaube, ansonsten klopfen wir uns wieder auf die Schulter, aber wenn wir uns umsehen, sind wir halt auch wieder nur weiße abled cis Linke, die das tun. Und das reicht nicht nur nicht, das ist auch Mist der Bedeutung gegenüber, die dieser Tag einmal hatte – und haben könnte.