Zu diesem Wochenende gab es die Ankündigung großer Proteste im Hambacher Forst. Nachdem ich lange die Proteste verfolgt habe, wollte ich eigentlich diesmal endlich dabei sein. Monate der Berichte von Polizeigewalt und übertriebenen Reaktionen von ihrer Seite hatten mir bis dahin zu viel Angst gemacht, um zu erscheinen. Ich dachte, mit nochmal so richtig vielen Menschen würde das bestimmt anders.

Ich habe mich anders entschieden.

Mein Aktivismus wird gern mal dadurch gesichert, dass ich von Polizeibeamt*innen als Bürgi, konservativ und unschuldig gelesen werde – und halt klein, schmal und cis weiblich bin. Selbst in Gruppen könnte ich mich wahrscheinlich noch ziemlich gut rausreden, wenn ich es versuchen würde, und selbst bei großen Kontrollen habe ich immer die Option gehabt, mich rauszuziehen. Das ermöglicht mir, meine Meinung relativ klar zu sagen. Ich habe Polizisten schon einiges an den Kopf gehauen und bin damit davongekommen, regelmäßig mit Hilfe von Umstehenden, die das Argument von „die ist doch noch so jung und harmlos, ist doch nur eine Phase“ eingebracht haben.

Das wird im Hambacher Forst nicht funktionieren. Und die letzten Wochen intensiveres Verfolgen der Proteste und einiger bekannter Menschen und ihrer Wege darin haben mich einfach nur noch wütend gemacht. Ich kenne diese Wut von anderen Protesten – aber diesmal sitzt sie tiefer. Ich weiß noch nicht, weshalb. Vielleicht, weil ich doch schon vor einigen Monaten mehr über die Proteste erfahren und mich doch nicht getraut habe, hinzufahren. Vielleicht, weil es sich zeitlich so mit Chemnitz überschnitten hat. Vielleicht, weil ich jetzt ein paar Gesichter mehr habe, die ich lose mit Menschen verbinden kann.

Ich werde am Wochenende nicht im Hambi sein können.

Ich habe zu viel Angst, durchzudrehen. Und ich bin unbekannt und kaum in den Protesten involviert. Es würde noch nicht einmal etwas bringen, wenn ich auf unbekannte Zeit bei den Behörden einziehen muss.